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Zur Privatisierung monetärer Souveränität in Europa

Das Konzept der Privatisierung monetärer Souveränität bezieht sich auf eine Machtverschiebung zwischen privaten und öffentlichen Akteuren im Hinblick auf die Hoheit über die Geldschöpfung. Die Eurozone ist die Speerspitze einer Geldordnung, in der hohe Autonomiegrade privater Geschäftsbanken mit einer institutionellen und auch legitimatorischen Bindung der öffentlichen Hand zusammenfallen. Die Geldschöpfung wurde den Logiken und Dynamiken der Profitmaximierung überantwortet – mit eklatanten Folgen. 

Ein gemeinsam mit Carolin Müller verfasster Beitrag bietet eine Übersicht des Arguments: Contested privatisation: on the state of monetary sovereignty in the euro zone. In: Christopher Smith (Hg.): Sovereignty. A global perspective. Oxford: Oxford University Press, 2022; S. 210-234. Das Buch Keystroke-Kapitalismus. Ungleichheit auf Knopfdruck. Hamburg: Hamburger Edition, 2017 verfolgt die Ungleichheitseffekte autonomer privater Geldschöpfung und deren (fehlende) Rechtfertigung. Die monetäre Maschine. Eine Kritik der finanziellen Vernunft. München: C.H. Beck, 2022 schließlich entwickelt das Argument nicht nur weiter, sondern rekonstruiert, inwiefern verbreitete Erwartungen und Vorstellungen von Geldschöpfung diese Privatisierung mit all ihren negativen Konsequenzen als Ausdruck allgemeiner Vernunft haben erscheinen lassen, nicht als Ausdruck von Interessenpolitik.

In einer dreiteiligen Reihe auf Soziopolis beschäftigen Carolin Müller, Friedo Karth und ich uns mit monetärer Souveränität in Europa. Anlass gaben uns die Pläne von Facebook, mit „Libra“ eine eigene Währung herauszugeben. Von dort aus fragen wir in Teil 1 nach privater Geldschöpfung. In Teil 2 geht es um staatliche Zahlungsfähigkeit in der Eurozone und um einige Probleme, die hier herrschen. Teil 3 verallgemeinert die Befunde und skizziert die politische Dimension monetärer Souveränität – als „Geldschöpfungspolitik“.

Geld in privaten Händen. Missverständnisse und Missverhältnisse monetärer Souveränität in Europa (I). In: Soziopolis, 21. Januar 2020 (zus. mit Friedo Karth, Carolin Müller)

Staatliche Zahlungs(un)fähigkeit. Missverständnisse und Missverhältnisse monetärer Souveränität in Europa (II). In: Soziopolis, 28. Januar 2020 (zus. mit Friedo Karth, Carolin Müller)

Geldschöpfungspolitik. Missverständnisse und Missverhältnisse monetärer Souveränität in Europa (III). In: Soziopolis, 4. Februar 2020 (zus. mit Friedo Karth, Carolin Müller)

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